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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bei Lebenshilfe Peine-Burgdorf: Inklusiven Arbeitsmarkt vorantreiben.

Wie kann ein inklusiver Arbeitsmarkt gelingen? Welche Herausforderungen sind zu bewältigen – in finanzieller und bürokratischer Hinsicht? Um diese Fragen ging es am 17.01. beim Treffen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Geschäftsführer Uwe Hiltner sowie weiteren Vertreter:innen der Lebenshilfe Peine-Burgdorf (LHPB) und Projektmitarbeiter:innen der Ostfalia Hochschule.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (re.) im Gespräch mit Geschäftsführer Uwe Hiltner (2. v. re), Susanne Speidel, stv. Geschäftsführerin und Leiterin der Unternehmensentwicklung (3. v. re.), Werkstatträtin Barbara Philipp (3. v. li.) und weiteren Vertreter:innen der Lebenshilfe Peine-Burgdorf (LHPB).

"Die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in Deutschland plätschert seit Jahren vor sich hin. Reformen haben nicht zuletzt im Wesentlichen ‚Bürokratie-Monster‘ wie das BENi-Verfahren hervorgebracht, ohne aber entsprechende personelle Kapazitäten zu berücksichtigen. Folglich bleibt in einem eh schon vom Fachkräftemangel geplagten Arbeitsumfeld die echte personenzentrierte, individuelle Begleitung und Weiterentwicklung zu oft auf der Strecke", so Uwe Hiltner. Dies zeige sich auch sehr gut am Beispiel ‚inklusiver Arbeitsmarkt‘: Eine Folge mangelnder Ressourcen sei eben auch stockende Innovationskraft.

Dabei gibt es vielversprechende Ansätze, wie das Forschungsprojekt DisAM ("Chancen der Digitalisierung für die selbstbestimmte Arbeitsmarktqualifizierung von Menschen mit Schwerbehinderung"), das in Zusammenarbeit mit der Ostfalia Hochschule und der LHPB umgesetzt wird. Dieses Projekt untersucht die Möglichkeiten digitaler Lernformate, um Menschen mit Schwerbehinderung selbstbestimmt für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu qualifizieren. An insgesamt sechs Standorten in fünf Bundesländern werden Fachkräfte, Leitungskräfte und Beschäftigte in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) befragt. Ebenso wird die Perspektive von Arbeitgebenden des allgemeinen Arbeitsmarkts berücksichtigt. Ziel ist es, Erkenntnisse über den Einsatz digitaler Medien zur Verbesserung von Qualifizierungschancen und dem Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) finanziert. "Das DisAM-Projekt zeigt, wie Digitalisierung neue Wege für Menschen mit Schwerbehinderung eröffnet, um selbstbestimmt den Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. Gemeinsam mit der LHPB entwickeln wir praxisnahe Lösungen für nachhaltige Integration und Chancengleichheit", so Prof. Dr. Ludger Kolhoff von der Ostfalia Hochschule.

Damit Ideen wie diese umgesetzt und weiterentwickelt werden können, bedarf es Flexibilität und Ressourcen. "Die haben wir nicht, wenn unsere Mitarbeiter:innen kleinteilige Teilhabepläne und Berichte verfassen müssen. Man sagt doch: Das Leben passiert draußen", so Hiltner.

Bis zu einem vollständig inklusiven Arbeitsmarkt ist es noch ein langer Weg. Umso wichtiger ist es, parallel auch die aktuellen Strukturen zu reformieren. Trotz wesentlicher Erkenntnisse aus einer Studie zur Entgeltsituation in den Werkstätten für Menschen mit Hilfebedarf (WfbM) von 2023 bleiben nachhaltige Veränderungen aus. "Das bestehende und veraltete Entgeltsystem erfüllt nicht mehr die Anforderungen der Realität der Menschen in den Werkstätten. Die Inflation hat die Situation der Werkstattbeschäftigten noch mehr verschlechtert. Es muss sich jetzt etwas ändern", fordert Barbara Philipp, Werkstaträtin bei der LHPB und stellvertretende Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte (LAG WR) in Niedersachsen. Auch aus gesellschaftlicher Sicht sei eine Anhebung der WfbM-Löhne ein wichtiger Schritt: Die Arbeit der Menschen mit Hilfebedarf würde so endlich auch in der öffentlichen Wahrnehmung die Anerkennung erhalten, die sie verdiene.

"Wir haben in der letzten Legislaturperiode leider nicht all unsere Vorhaben umsetzen können – nicht zuletzt, weil ein Koalitionspartner die Zusammenarbeit vorzeitig beendet hat. Ich hoffe, dass wir in Zukunft unsere Konzepte für einen inklusiven Arbeitsmarkt verwirklichen können", sagte Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, gleich zu Beginn des Treffens. Zugleich sorge ihn, dass durch rechten politischen Einfluss künftig Investitionen ins Sozialwesen erschwert würden: "In der aktuellen Lage geht es nicht nur darum, Inklusion voranzutreiben. Heute geht es auch darum, Erreichtes zu verteidigen."