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Begleitete Elternschaft: Ein Recht auf Familie für alle Menschen

Eltern zu sein ist manchmal nicht leicht. Die große Verantwortung verlangt den Eltern vieles ab, hinzu kommen Formulare, Arzttermine und Elterngespräche. Für Menschen mit einer Lernschwäche oder geistigen Behinderung ist die Elternschaft oft eine besonders große Herausforderung – auch weil die Informationen und Anforderungen komplex und nicht immer leicht verständlich sind. Deshalb unterstützt die Lebenshilfe Peine-Burgdorf mit dem Angebot „Begleitete Elternschaft“ betroffene Familien im Alltag mit ihren Kindern.

Auf dem Bild sind LHPB-Mitarbeiterin Kristin Kluczyk, Katja Riesebeck, Kevin Uwe Lohse und deren Tochter Linea zu sehen, die gerade zu den Aufgaben in der kommenden Woche beraten.

LHPB-Mitarbeiterin Kristin Kluczyk (2.v.r.) berät Katja Riesebeck, Kevin Uwe Lohse und deren Tochter Linea zu Aufgaben in der kommenden Woche.

„Die bereits vorhandenen Angebote für Eltern berücksichtigen die Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung nicht immer im ausreichenden Maße. Deshalb ist gemeinsam mit dem Jugendamt Peine die Idee entstanden, ein passendes Angebot für genau diese Zielgruppe zu schaffen“ berichtet Christian Gerhard, Leiter der Begleiteten Elternschaft. Grundsätzliches Ziel ist es, die Eltern in ihrer Rolle als Mutter und Vater zu beraten und zu begleiten. Dabei stehen die Bedürfnisse des Kindes im Mittelpunkt.

Das Team der „Begleiteten Elternschaft“ macht unter anderem Hausbesuche, begleitet die Familien zu Arztterminen, Behörden sowie zu Gesprächen in Kindertagesstätten und Schulen. Die Eltern werden bei der Erweiterung und Festigung der Erziehungskompetenzen unterstützt, sie werden beispielsweise zur Entwicklung und Erziehung der Kinder beraten oder bei Fragen zur altersgerechten Ernährung unterstützt. Der Umfang und die Art der Unterstützung ist bedarfsorientiert und wird gemeinsam mit jeder Familie und dem Leistungsträger individuell geplant und gestaltet. „Es hilft mir, dass die Mitarbeiter der Begleiteten Elternschaft mich bei Arztgesprächen unterstützen oder auch zu Elternabenden begleiten“, erzählt Katja Riesebeck, die seit letztem Jahr das Angebot wahrnimmt. Durch die Unterstützung hat Katja Riesebeck auch mehr Selbstvertrauen bekommen: „Ich habe durch die Mitarbeiter der Begleiteten Elternschaft auch gelernt ruhiger zu bleiben und dass nicht immer alles perfekt sein muss.“

Aktuell werden sechs Familien aus dem Landkreis Peine von festen Ansprechpartner:innen regelmäßig an Werktagen betreut. An den Wochenenden und Feiertagen gibt es eine Rufbereitschaft. „Wenn ich Hilfe brauche kann ich jederzeit jemanden anrufen“, freut sich Riesebeck. Außerdem gibt es einen regelmäßigen Elterntreff. Hier können sich die Eltern untereinander austauschen während die Kinder gemeinsam spielen. „Netzwerke sind für Eltern immer sinnvoll. Man kann sich austauschen, auch mal Sorgen besprechen und sich gegenseitig unterstützen“, so Gerhard.

Das Angebot ist ein wichtiger Beitrag zur Inklusion, denn jeder Mensch hat ein Recht auf Familie. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert, dass Benachteiligung von Menschen mit Behinderung in Fragen zu Familie und Elternschaft beseitigt und das Recht, eine Familie zu gründen, geschützt wird. Die Aktion Mensch fördert die Begleitete Elternschaft für insgesamt drei Jahre. Um das Angebot nutzen zu können, muss ein Antrag auf Unterstützung beim Jugendamt gestellt werden.